In seinem epochalen Lebenswerk, dem FAUST, beschreibt Goethe den entwicklungsgeschichtlichen Weg des Menschen aus der Zeit des Mittelalters über die Aufklärung hin in eine durchrationalisierte und durchökonomisierte Welt. Mit dem Ende des Glaubens an ein Jenseits verliert der Mensch zwangsläufig seine Fähigkeit zur Geduld. Denn die Zeit selbst wird in der Moderne angesichts unserer – verglichen mit der »Ewigkeit« – verschwindend geringen Lebensdauer zu einer äußerst knappen Ressource. Und wenn Faust zu Beginn der »Tragödie erster Teil« vor allem der Geduld flucht und an die Stelle des Sinns die Tat setzt, dann kommt uns dies heute doch nur allzu vertraut vor.
In diesem Sinne lässt sich Goethes Meisterwerk durchaus als dystopischer Zukunftsentwurf interpretieren. In diesem wird der Mensch in seiner Hybris als genialisch überhöhtes Subjekt im Glauben, das Gute zu schaffen, schließlich selbst zum Teufel, vor dessen scheinbar grenzenlosem Potential zum Bösen selbst der Teufel der christlichen Theologie fassungslos auf der Strecke bleiben muss. Da sich die Ideenwelt von Goethes Menschheitstragödie in ihrem vollen Umfang nur in beiden Teilen zeigt, wird das Deutsche Theater in Göttingen eine eigene Spielfassung erstellen, die die Grundlinien dieser Dichtung herausarbeitet. Intendant Mark Zurmühle wird Goethes Meisterwerk als großes sinnliches Stationendrama an einem besonderen Ort inszenieren. Für die musikalische Gestaltung beauftragte er den Komponisten Albrecht Ziepert. Dieser entwickelt für die Inzsenierung einen Soundtrack welcher parallel zur Premiere unter dem Namen „Faust – Music for Theatre“ veröffentlicht wird.
Photos by Thomas Müller
Director:
Mark Zurmühle
Stage designer:
Eleonore Bircher
Costume designer:
Ilka Kops
Musical director & composer:
Albrecht Ziepert
Musicians:
Rafal Stachowiak, Vincent Hammel, Marie-Kristien Heger
Choreographer:
Efrat Stempler
Dramaturg:
Lutz Keßler
Premiere:
28th of September 2013
Lokhalle Göttingen / Deutsches Theater in Göttingen