Nach einem rauschhaften Maskenball, einem Karneval der Tiere, lässt einer seinen Freund im Fledermauskostüm schlafend draußen zurück und gibt ihn dem Gelächter der Frühaufsteher preis. Der Gedemütigte sinnt auf Rache, die auf dem noch fulminanteren Fest des Prinzen Orlowsky ihren Lauf nimmt. So in der Operette der Operetten des ebenso walzerseligen wie musikalisch hintergründigen Komponisten Johann Strauß.
Der Autor Thomas Köck, sprachmächtiger Experte für Gegenwartserkundung und Zukunftsforschung hat einen Zwischenruf, eine Art Abgesang der aussterbenden Arten geschrieben: „und alle tiere rufen: dieser titel rettet die welt auch nicht mehr“. Neben der Weißfußkaninchenratte, der Zwergameise und über hundert weiteren Arten spricht auch die Wimpernfledermaus. „Eine Erinnerung an die Zukunft, die wir nie erreichen werden“ – weil wider besseren Wissens und die Warnungen des Weltklimarats überhörend, immer noch viel leichter das berühmte „Weiter so!“ gewinnt.
Wie weit sind wir eigentlich vom Abgrund entfernt? Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Es ist ein Singen und Tanzen auf dem Vulkan. Oder besser: auf unserer Erde, die existenziell bedroht ist, wenn wir Menschen nicht fähig sind, angemessen zu handeln. „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist…“ war schon immer eine verführerisch ungute Losung. In Zeiten wie diesen ist das Postulat der Unveränderbarkeit eine Bankrotterklärung aus Bequemlichkeit, die die Operette in ein Requiem für unseren Planeten kippen lässt.
Regie:
Anna-Sophie Mahler
Dramaturgie:
Julia Lochte
Bühne:
Katrin Connan
Kostüme:
Pascale Martin
Musikalische Leitung:
Arno Waschk
Chorleitung:
Uschi Krosch
Sounddesign:
Albrecht Ziepert
Mit: Felix Knopp, Gabriela Maria Schmeide, Victoria Trauttmansdorff, Odin Biron, Julian Greis, Björn Meyer, Cathérine Seifert
Band: Arno Waschk, Jakob Neubauer, Edgar Herzog / Marc Löhrwald, David Channing / John Thrower, Jonathan Göring / Mareike Eidemüller
Chor: Kammerchor Klub Konsonanz
Premiere
24.11.2022
Thalia Theater Hamburg