Prima Facie

Tessa Ensler ist eine knallharte Strafverteidigerin. Mit Anfang dreißig hat sie geschafft, was die wenigsten ihr zugetraut hätten: den Weg aus einem Milieu ohne Privilegien an die Eliteuni und dann in die Topkanzlei. Ihre Königsdisziplin ist die Verteidigung in Fällen sexueller Übergriffe. Ist ihre Freispruchrate so hoch, weil sie eine Frau ist, wie geunkt wird? Oder weil sie so gut Lücken und Widersprüche in den Aussagen der weiblichen Opfer aufspürt? Tessa ist jedenfalls stolz, dass sie ihr Gegenüber im Zeugenstand nicht quält wie manch anderer Kollege, aber sie glaubt auch an das Rechtssystem, das im Zweifel zugunsten der Angeklagten entscheidet. Doch diese Überzeugung wird erschüttert, als sie selbst vergewaltigt wird. Der Täter ist kein Unbekannter, sondern ihr Kollege Julian, mit dem sie eine Büroaffäre, vielleicht aber auch der Beginn einer tieferen Liebesbeziehung verbunden hat. Als sie Anzeige erstattet, ist ihr klar, dass die Anscheins- oder Prima-facie-Beweise nicht für sie sprechen – schließlich waren neben ihrer anfänglichen Anziehung auch mehrere Flaschen Wein im Spiel –, aber es geht ihr nicht nur um persönliche Gerechtigkeit, sondern auch um die Abrechnung mit einem von Männern geschaffenen Justizsystem, an das sie ihr Leben lang geglaubt hat.

Wie Ferdinand von Schirach arbeitete auch die australische Autorin Suzie Miller selbst als Strafverteidigerin – und zwar im Menschenrechtssektor, heute schreibt sie für Theater, Film und Fernsehen. «Prima Facie» wurde 2020 mit den wichtigsten australischen Preisen für neue Dramatik ausgezeichnet sowie mit dem Olivier Award, der höchsten Auszeichnung im britischen Theater. 2022 feierte es im Londoner Westend Erfolge und seit Frühjahr 2023 ist es am New Yorker Broadway zu sehen. Das furiose Monodrama, in dem Tessa Stück für Stück ihre Lebensgeschichte erzählt und alle auftauchenden Figuren gleich mitspielt, inszeniert Hausregisseurin Nora Schlocker, die in den vergangenen Spielzeiten sowohl Gegenwartsdramatik als auch Klassiker feinfühlig und klar auf die Bühne gebracht hat.

Regie
Nora Schlocker
Bühne &
Kostüme
Marie Caroline Rössle
Dramaturgie
Almut Wagner

Musik
Albrecht Ziepert

Premiere
01.03.2024
Residenztheater München

www.residenztheater.de

 

 

 

The Fairy Queen

Ein Electronik-Barock-Musiktheater von Albrecht Ziepert nach der Semi-Oper von Henry Purcell

In dieser spartenübergreifenden Bearbeitung von Henry Purcells Semi-Oper aus dem Jahre 1692 überschlagen sich – frei nach dem Shakespeare’schen Original – die Ereignisse und Liebschaften. Regisseurin, Choreografin und Bühnenbildnerin Mirella Weingarten stellt mit den Ensembles aus Musiktheater, Schauspiel, Tanz, dem Tiroler Symphonieorchester Innsbruck und einer Akrobatin einen philosophisch-sinnenfrohen Sommernachtstraum auf die Bühne des Landestheaters. In der musikalischen Bearbeitung von Albrecht Ziepert trifft Barockmusik auf moderne elektronische Klänge, Märchenwald auf Realität.

Wer liebt wen oder wie viele? Ist die Liebe ein Traum, ein flüchtiger Wahn, der Tod? Und wie sieht es eigentlich mit dem Leben aus? Ist am Ende alles bloß Theater, die Welt ein Reigen von Schatten, das Spiel die einzige Wirklichkeit? Zauberwesen, Masken und Menschen, Götter und Dichterinnen, Feen, Esel und Allegorien jagen einander durch die Wälder der Liebe und feiern ihre bittersüße Magie mit Bild, Tanz und Gesang.


Fotos: Birgit Gufler

Komposition
Albrecht Ziepert

Musikalische Leitung
Philipp von Steinaecker

Regie, Bühne, Choreografie 
Mirella Weingarten

Kostüme
Julia Müer, Verena Polkowski

Dramaturgie
Katharina Duda

Mit: Catherine Jaeger, Anastasia Lerman, Sascha Zarrabi, Daniela Bjelobradić, Andrea De Majo, MingXuan-Vincent Gao, Giorgos Mitas, Jacob Phillips, Annina Wachter, Bernarda Klinar, Oliver Sailer, Johannes Maria Wimmer, Patrick Ljuboja, Sara Nunius, Antonio Tafuni, Melissa Totaro, Giorgia Doria, Stefan Riedl, Elizabeth Shupe, Jeanne Baudrier, Letizia Pignard, Jung-Ching Cheng, Olivia Swintek, Mira Speyer, Sarah Merler, Iliano Tomasetto, Yi Yu, Mingfu Guo, Franklin Jones da Silva Santos

Premiere
10.02.2024
Tiroler Landestheater

Woyzeck

Sei es in der Oper, im Schauspiel oder in der Literatur – es gibt unzählige Adaptionen der Geschichte um den jungen Mann Woyzeck, der einige Demütigungen auf sich nimmt, um seiner Familie trotz widrigen Umständen ein gutes Leben zu ermöglichen. Durch seine Eifersucht aber verliert er alles und begeht im Wahn eine unaussprechliche Tat. Dabei bleiben viele Fragen offen, die sich den Zuschauer_innen auch in heutigen Kontexten aufdrängen: Wie viel Willkür und Erniedrigung erträgt ein Mensch? Wem schenken wir unser Mitgefühl? Wie spiegelt sich ein politisches System im alltäglichen Leben und Denken wider?

Wie auch im Musical zeigen wir im Tanz eine komplett neue Version des fast 200 Jahre alten Stoffes, denn die Choreografie wird extra für das tfn erarbeitet. Wir laden Sie ein zu einem Emotionskaleidoskop, dem man sich nur schwer entziehen kann: Von wilder Ekstase bis zu Starrheit und Kälte stürzt sich die Tanzversion von woyzeck tief in die Gefühlswelt von Menschen, die alles daransetzen, sich in einer ungerechten Welt zurechtzufinden.

Tanztheater von Yamila Khodr nach dem gleichnamigen Dramenfragment von Georg Büchner in Zusammenarbeit mit dem 12H Dance Collective
Uraufführung

Choreographie:
Yamila Khodr (12H Dance)
Bühne:
Beata Kornatowska
Kostüme:
Alona rudnev

Komposition:

Albrecht Ziepert

Mit: Alessia Ruffolo* (Woyzeck), Marie Hanna Klemm* (Marie), Fernando Balsera Pita* (Doktor), Robin Rohrmann* (Hauptmann/Tambourmajor)

Premiere:
21.01.2024
www.tfn-online.de

Grenz.land

eine audiovisuelle Installation und multimediales Tanzstück.

Grenzen haben Konjunktur. Seit sich Deutschland mit einer steigenden Zahl von Schutzsuchenden konfrontiert sieht, gibt es Tendenzen, sich immer mehr abzuschotten. Das Stück GRENZ.LAND nahm diese Entwicklung 2020 zum Ausgangspunkt, um sich im Rahmen einer Residenz auf Schloss Bröllin mit dem Phänomen der Grenze in unserer heutigen Gesellschaft zu beschäftigen – nicht nur als geografische Trennung zwischen Nationalstaaten, sondern auch innerhalb eines Landes. Im Mittelpunkt standen dabei Aspekte wie Zugehörigkeit und Ausschluss sowie die Frage mit welchen Grenzen sich „Zugezogene“ konfrontiert sehen. Im Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern dieser Region entstand eine audiovisuelle Installation im öffentlichen Raum und ein multimediales Tanzstück. 


Fotos: Peter van Heesen (u.a.)

Ein Projekt von VORPOMMERN TANZT AN – movin’ bröllin gefördert von TANZPAKT Stadt-Land-Bund aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur Mecklenburg-Vorpommern, dem Vorpommern-Fonds und unterstützt durch die Hansestadt Stralsund. Das Tanzstück GRENZ.LAND wird unterstützt vom Arts Council Korea.

Choreographie:
Yamila Khodr & Moonsuk Choi (12H Dance)
Visuals/Stage Design:
Erato Tzavara
Objekte:
Anneli Ketterer (KunstAcker/Decrustate)
Musik/Sound Design
:

Albrecht Ziepert
Produktionsleitung:
Jones Seitz – gefährliche arbeit
Tanz:
Yamila Khodr, Moonsuk Choi, Charlie Prince, Sami Similae (u.a.)

Shows:
01.08.2020 Bröllin/Schloss Bröllin
07.-08.08.2020
Greifswald/Pommersches Landesmuseum
12.-13.8.2020 Stralsund/Hafen
17.8.2020 Putbus/Orangerie
04.-05.08.2021 Rostock/Theatervorplatz
07.-08.08.2021 Schwerin/Markplatz
11.08.2021 Neubrandenburg/Marktplatz
13.-14.08.2021 Wismar/Hafenspitze
03.06.2022 Busan/Busan Int. Festival (Südkorea)
11.06.2022 Seoul/Modafe Festival (Südkorea)
17.-19.06.2022 Daegu/Yeongnamjeilgwan (Südkorea)
02.07.2022 Gimhae/West Gimhae Cultural Center (Südkorea)
22.-25.09.2022 Berlin/Tempelhofer Feld
01.-02.12.2023 Daegu/Daegu Arts Center (Südkorea)

www.12hdance.com

Bergbahn

Der Bau einer Bergbahn in den Tiroler Bergen führt zu Differenzen zwischen Arbeitern und Baufirma. Die Situation spitzt sich immer mehr zu – bis zum tödlichen Showdown im unwegsamen, stürmischen Gipfelgebiet.

Horváths Volksstück wurde 1927 in Hamburg uraufgeführt. Inspiration holte sich der Autor vom Bau der Tiroler Zugspitzbahn von Ehrwald und den Geschichten, die darüber kursierten. Jonas Knecht inszeniert das zeitlos-relevante Sozialdrama über den Klassenkampf und die Kraft der Natur als Livehörspiel.

Regie
Jonas Knecht
Ausstattung
Elisabeth Vogetseder
Livemusik
Chris Norz
Sound Design 
Albrecht Ziepert
Dramaturgie
Stefan Späti

Mit: Daniela Bjelobradic, Florian Granzner, Christoph Kail, Ulrike Lasta, Patrick Ljuboja

Premiere
24.11.2023
Tiroler Landestheater

Was ihr wollt

Im fiktiven Land Illyrien herrscht der Rausch. Ein Rausch, in dem Liebe, Musik, Rache und Geschlechterrollen verschmelzen und ins Flirren geraten: Die schiffbrüchige Viola strandet an der Küste dieses fremden, eigentümlichen Landes und verkleidet sich zu ihrem Schutz als Mann. Sie nennt sich fortan Cesario und tritt in die Dienste des Herzogs Orsino. Dieser berauscht sich an seiner Liebe zu Gräfin Olivia und ertrinkt dabei fast in Sehnsucht. Als Liebesbote sendet er seinen neuen Diener Cesario zu seiner Angebeteten: Olivia verfällt jedoch nicht der Botschaft, sondern dem Boten. Sie gesteht ihre Liebe, die er bzw. sie zurückweisen muss. Denn Viola liebt den Herzog. Oder findet Cesario doch noch Gefallen an Olivia? Umgeben sind die Liebenden hier von einer Schar rauschhafter Gestalten, die vor allem die Eskalation in jede Richtung suchen. In Shakespeares 1602 uraufgeführtem Stück ist nichts wie es scheint und niemand das, was er oder sie vorgibt zu sein. Nie wieder bei Shakespeare verschwinden so deutlich die Unterscheidungen zwischen Geschlechtern, Identitäten und vor allem der Unterschied zwischen Komödie und Tragödie.

Regie
Wojtek Klemm
Bühne & Kostüme
Katrin Kersten
Choreografie
Aleksander Kopański

Musik
Albrecht Ziepert
Dramaturgie
Henrik Kuhlmann

Mit: Bastian Inglin, Bernd Färber, Frank Buchwald, Jan Viethen, Joshua Walton, Katharina Paul, Katrin Heller, Klara Eham und Luis Quintana

Premiere
21.10.2023
Volkstheater Rostock

[BLANK]

Trailer

Drei Teenager versuchen, das perfekte Instagram-Video über den Mord an einem Mädchen zu drehen. Eine Frau erwacht, als ihre Tochter auf der Suche nach Geld in ihre Wohnung einbricht. In einem Kinderzimmer markiert eine Linie aus Klebeband eine unüberwindliche Grenze. Eine verzweifelte Frau bettelt vor einem Frauenhaus um Einlass. Und das selbstzufriedene Geplänkel eines intellektuellen Freundeskreises gerät ins Stocken, als eine*r der Anwesenden das zur Schau gestellte Selbstverständnis und die vermeintliche Toleranz voller Wut in Frage stellt.
In diesem Stück geht es um die allgegenwärtigen Erlebnisse von Gewalterfahrung und Gewaltausübung, darum, was es heißen kann, in einem Umfeld von Kriminalität, Drogen und Missbrauch aufzuwachsen, ohne den Schutz von Eltern, die, selbst hilflos diesen übergreifenden Mechanismen gegenüber, nicht mehr wissen, geschweige denn vorleben können, was Liebe und Geborgenheit bedeuten. [BLANK] zeigt Kinder und Familien, die mit dem Straf- und Sozialsystem in Berührung kommen, ihre Bemühungen, aus dem Kreislauf von Gewalt und Missbrauch auszubrechen, die Unzulänglichkeit der Institutionen, die Ignoranz der anderen. Aber zugleich auch die Sehnsucht nach Verbindung, Liebe, Momente der Zuwendung und überraschenden Humor. Je nach Auswahl der Szenen entstehen Verbindungen, variierende Geschichten – und zugleich Figuren, die mehr sind als die Summe ihrer Verletzungen.

Regie
Nora Schlocker
Bühne

Marie Roth
Kostüme
Marie Caroline Rössle
Dramaturgie
Susanne Winnacker

Musik
Albrecht Ziepert

Mit: Friederike Becht, Konstantin Bühler, Victor IJdens, Anne Kulbatzki, Risto Kübar, Veronika Nickl, Ulvi Teke, Romy Vreden

Premiere

29.04.2023
Schauspielhaus Bochum

www.schauspielhausbochum.de

 

 

 

Jahrestage

anhand der Lektüre von Uwe Johnsons „Jahrestage“ macht sich Hausregisseurin Anna-Sophie Mahler auf zu einer Recherche in das 20. Jahrhundert. Die Regisseurin und ihr Team begeben sich auf eine detektivische Reise zum Autor und seinem Jahrhundertroman. Was ist die Geschichte, die hinter der Geschichte lauert? Geschichte(n) über ein zerrissenes Jahrhundert und eine durch Krieg und die Zeit zerrissene Familie, deren Zentrum geheimnisvoll und verschlossen bleibt irgendwo zwischen Mecklenburg und New York City.

Jeden Morgen schlägt Gesine Cresspahl vor der Subway ihre Zeitung auf. Täglich, über ein Jahr hinweg schreibt sie einen Eintrag in ihr Buch, beginnend mit einem Zitat der New York Times, die ihr Tag für Tag sachlich aus aller Welt, von Kriegen und globalen Verwerfungen berichtet. Über die gedämpften Schreie einer unruhigen Gegenwart steigt die Erzählerin hinab in die Stille der Erinnerung. Erinnerungen an stürmische Jahrestage, die Parallelen zu den gegenwärtigen aufweisen und doch verschieden sind. Die Erinnerungen verselbstständigen sich, eine Gestalt tritt auf und zieht wieder ab, wechselt hinüber in eine andere Zeit auf der anderen Seite des Ozeans. Erinnerungen gelangen zu neuer Gegenwart durch die drängenden Fragen der Tochter und einer neuen Generation, umgeben vom Lärm der Metropole New York im Epochenjahr 1967 / 1968, inmitten von Vietnamkrieg und Studentenprotesten. Es entblättert sich ein weltläufiges Panorama deutsch-deutscher Geschichte des 20. Jahrhunderts, eine Reise in die wechselvolle New Yorker Gegenwart des Jahres 1968, zugleich die Geschichte einer Familie. Geschichten vom Leben in Mecklenburg in der Weimarer Republik, während des Nationalsozialismus, in der Sowjetischen Besatzungszone und in den ersten Jahren der DDR klingen an und verstummen wieder.
Wie stark hallen jedoch diese jüngst abgeschlossenen Kapitel in unserer Gegenwart nach? Wie bewältigt, sortiert und erzählt man einen Stoff von einem vermeintlich sicheren Standpunkt aus, diese kompliziert verwobene Familiengeschichte voller Risse und Versenkungen angesichts einer damals wie heute unsicheren Zukunft? Das Gefühl der Fragmentierung von Welt, der Überforderung sowie der Ausstreichung der Möglichkeit von Illusion und Utopie steigen auf. Bieten die immer wieder erlebten Umwälzungen noch die Chance, an Stabilität zu glauben?

Regie:
Anna-Sophie Mahler
Text- und Konzeptmitarbeit::
Falk Richter
Bühne:
Katrin Connan
Dramaturgie:
Benjamin Große

Live Musik:
Michael Wilhelmi, Michael Wenk
Sounddesign:
Albrecht Ziepert & Rafal Stachowiak

Mit: Thomas Braungardt, Sonja Isemer, Amal Keller, Andreas Keller, Markus Lerch, Denis Petković, Bettina Schmidt, Paula Vogel

Premiere

18.03.2023
Schauspiel Leipzig

www.schauspiel-leipzig.de

 

 

Die Rache der Fledermaus

Nach einem rauschhaften Maskenball, einem Karneval der Tiere, lässt einer seinen Freund im Fledermauskostüm schlafend draußen zurück und gibt ihn dem Gelächter der Frühaufsteher preis. Der Gedemütigte sinnt auf Rache, die auf dem noch fulminanteren Fest des Prinzen Orlowsky ihren Lauf nimmt. So in der Operette der Operetten des ebenso walzerseligen wie musikalisch hintergründigen Komponisten Johann Strauß.
Der Autor Thomas Köck, sprachmächtiger Experte für Gegenwartserkundung und Zukunftsforschung hat einen Zwischenruf, eine Art Abgesang der aussterbenden Arten geschrieben: „und alle tiere rufen: dieser titel rettet die welt auch nicht mehr“. Neben der Weißfußkaninchenratte, der Zwergameise und über hundert weiteren Arten spricht auch die Wimpernfledermaus. „Eine Erinnerung an die Zukunft, die wir nie erreichen werden“ – weil wider besseren Wissens und die Warnungen des Weltklimarats überhörend, immer noch viel leichter das berühmte „Weiter so!“ gewinnt.
Wie weit sind wir eigentlich vom Abgrund entfernt? Gibt es ein richtiges Leben im falschen? Es ist ein Singen und Tanzen auf dem Vulkan. Oder besser: auf unserer Erde, die existenziell bedroht ist, wenn wir Menschen nicht fähig sind, angemessen zu handeln. „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist…“ war schon immer eine verführerisch ungute Losung. In Zeiten wie diesen ist das Postulat der Unveränderbarkeit eine Bankrotterklärung aus Bequemlichkeit, die die Operette in ein Requiem für unseren Planeten kippen lässt.

Regie:
Anna-Sophie Mahler
Dramaturgie:

Julia Lochte
Bühne:
Katrin Connan
Kostüme:
Pascale Martin

Musikalische Leitung:
Arno Waschk
Chorleitung:
Uschi Krosch
Sounddesign:

Albrecht Ziepert

Mit: Felix Knopp, Gabriela Maria Schmeide, Victoria Trauttmansdorff, Odin Biron, Julian Greis, Björn Meyer, Cathérine Seifert
Band: Arno Waschk, Jakob Neubauer, Edgar Herzog / Marc Löhrwald, David Channing / John Thrower, Jonathan Göring / Mareike Eidemüller 
Chor: Kammerchor Klub Konsonanz

Premiere

24.11.2022
Thalia Theater Hamburg

www.thalia-theater.de

 

 

 

 

 

 

 

Terror

»Die Szene: Ein Gericht. Das Publikum: Die Schöffen«. Mit dieser Regieanweisung beginnt Ferdinand von Schirachs 2015 uraufgeführtes Stück »Terror« und gibt damit gleich zu Beginn das Wesen dieses Theaterabends vor. Wir, das Publikum, sind eingeladen, eine Entscheidung zu treffen. Ist der Angeklagte Major Lars Koch »schuldig« oder »nicht schuldig«? Im Laufe der Verhandlung wird klar, dass der studierte Jurist Schirach die Zuschauer mit dieser Fragestellung an ein moralisches Dilemma heranführt: Darf man eine kleine Zahl von Unschuldigen töten, um damit eine größere Anzahl von Unschuldigen zu retten? Wie sind die juristischen Vorgaben in einem solchen Fall? Entsprechen sie dem moralischen Empfinden der Zuschauer?

Die dargestellte Gerichtsverhandlung bezieht sich auf einen fiktiv-konstruierten Fall. An Bord der Maschine LH 2047 von Berlin-Tegel nach München befinden sich 164 Menschen. Die Maschine, von einem Terroristen entführt, nimmt Kurs auf die Allianz Arena, die zu diesem Zeitpunkt mit 70.000 Zuschauern gefüllt ist. Lars Koch hat als Pilot eines Kampfjets der Bundeswehr den Befehl, die entführte Maschine zu eskortieren. Soll er, darf er die Passagiermaschine abschießen, wenn die Terroristen nicht einlenken? Mit »Terror« gelang dem vielfach ausgezeichneten Roman- und Bühnenautor Ferdinand von Schirach ein Welterfolg. Das Stück wurde in elf Ländern auf fünf Kontinenten gezeigt und zählt zu den meist gespielten Gegenwartsstücken im deutschsprachigen Raum.

Regie:
Jonas Knecht
Stage & costume design:
Damian Hitz
Music:
Clemens Walter

Sounds:
Albrecht Ziepert

Premiere:
5.11.2022
Saarländisches Staatstheater

www.staatstheater.saarland